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Oh nein, Thor Steinar – Doch nicht!

Dezember 5, 2016

6:12 Uhr war es, als mir eine Kollegin schrieb: ‚Thor Steinar – Laden‘ soll heute in Norderstedt eröffnen.‘ Mein erster Gedanke: In Glinde schließt er, in Norderstedt öffnet er – auf jeden Fall interessant. Doch wie interessant es anscheinend wirklich ist, habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen.

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[accordion title=“Thor Steinar“ icon=“wikipedia-w“]

Thor Steinar ist eine Bekleidungsmarke der MediaTex GmbH.

Der Verfassungsschutz Brandenburg, einige zivilgesellschaftliche Organisationen sowie die meisten Medienberichte sehen in Thor Steinar ein Erkennungsmerkmal der rechtsextremen und neonazistischen Szene. In der Öffentlichkeit wird Thor Steinar meist in diesem Zusammenhang thematisiert. Das Tragen von Thor-Steinar-Kleidung ist unter anderem im Deutschen Bundestag, im Landtag Mecklenburg-Vorpommern, im Landtag von Sachsen[5] sowie in zahlreichen Fußballstadien verboten.

Am 4. November 2008 wurde die MediaTex GmbH an die Al Zarooni Tureva mit Sitz in Dubai verkauft. Seitdem wird die Marke von mehreren Neonazi-Gruppen boykottiert.

Quelle: Wikipedia

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[accordion title=“Rechtsextremismus“ icon=“bullhorn“]

Unter Rechtsextremismus versteht man Einstellungen oder Handlungen, die sich gegen die Gleichheit (bzw. Gleichwertigkeit) aller Menschen richten. Weil diese ein wichtiges Prinzip des Grundgesetzes darstellt, ist Rechtsextremismus verfassungsfeindlich.

Quelle: bpb.de

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[accordion title=“Rechtsradikalismus“ icon=“bullhorn“]

Der Begriff Rechtsradikalismus ist unscharf. Meist werden unter ihn politische Richtungen und Organisationen zusammengefasst, die von einer anti-liberalen, demokratiefeindlichen und nationalistischen Grundhaltung geprägt sind, dabei aber gerade noch innerhalb der verfassungsgemäßen Ordnung stehen.

Quelle: bpb.de

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Als ich morgens um 8 Uhr auf dem Weg in die Redaktion an dem Laden ‘Outlet’ vorbei gefahren bin, konnte ich nichts besonderes sehen. Dem Namen nach habe ich sogar daran gezweifelt, dass es wirklich ein Laden ist, der Kleidung der umstrittenen Marke verkauft. Ich bin also ernüchtert in das Studio gefahren.

Ist es Werbung, wenn man über so einen Laden berichtet, oder ist es die journalistische Pflicht? Was ist eigentlich so schlimm daran eine bestimmte ‘Klamotte’ zu tragen? In der Redaktionskonferenz haben wir uns dafür entschieden, erst einmal hin zu fahren und zu schauen, was los ist. Gibt es Proteste? Wie viele Demonstranten? Bleibt es friedlich oder nicht? Das waren die Nachrichtenwert-Kriterien, die wir an diesem Tag angelegt haben. Die Eröffnung an sich sei nicht interessant. Beobachtenswert, aber nicht mehr.

Ich bin also mit der Kamera ein zweites Mal in die Segeberger Chaussee gefahren. Und da war ich dann schon ein bisschen überrascht. Denn vor der Tür standen schon 5 schwarz gekleidete Antifa, zumindest sahen sie so aus. Und ein Kameramann war auch schon da. Das Interesse also größer als ich gedacht habe. Und nach und nach kamen immer mehr dazu. Schon kurz nach 10 Uhr waren gut 25 Demonstranten da. Und auch schon mehrere Polizeiwagen. ‘Wir haben in den sozialen Netzwerken von der Eröffnung erfahren. Um die Versammlungsfreiheit zu gewährleisten, sind wir hierher gekommen.’, sagte mir ein Polizist.

 

Es kamen immer mehr Medienvertreter. Als Der Polizei-Pressesprecher Kai Hädicke-Schories mitteilte, dass der Laden wegen gewerbe- und nutzungsrechtliche Auflagen nicht erfüllt und er damit wieder geschlossen wird, explodierte das Interesse. Mehr als 12 tausend Menschen haben meinen Tweet dazu gelesen.

twitter - Statistik

Am Montagmorgen bin ich noch einmal am Laden vorbei gefahren – alles verriegelt und die Hinweisschilder abmontiert. Ob der Spuk vorbei ist und das Interesse wieder abklingt, wird sich wohl erst in den kommenden Wochen zeigen. Aber der Baudezernent der Stadt Norderstedt Thomas Bosse ist zuversichtlich.

 

'Outlet' - Montag, 05.11.2016